In erster Linie profitieren die Studierenden von der Teilnahme an einem DesignBuild-Projekt. Leider wird diese Tatsache oft von den Studierenden selbst so nicht gesehen, während auch von außen das Etikett „Entwicklungshilfe“ über die Projekte, die oft in Ländern des globalen Südens verortet sind, gestülpt wird.
Akademisches DesignBuild dient in erster Linie der Ausbildung in der Architektur und im Bauingenieurwesen. Dazu gehört auch, sich selbst als Handelnde/r in einem sozioökonomischen Umfeld zu betrachten, das historisch von großen Ungleichheiten geprägt ist. Ein Bewusstsein für die Relevanz der eigenen Arbeit im Kontext einer sozialen, ökonomisch gerechten und ökologischen Gestaltung der Umwelt zu bekommen, ist das erklärte Ziel für mich als Professorin, auch unabhängig vom Lehrformat DesignBuild. Bei der Anwendung des Erlernten mit wirklichen NutzerInnen und BauherrInnen in einem ökonomisch schwierigen Umfeld, in einer anderen Klimazone, mit einem knappen Budget und einem wirklichen Eintauchen in die Lebenssituation vor Ort wird diese Auseinandersetzung in seiner Wirkung am eigenen Leib erlebt. Nicht zuletzt werden durch die Projekte fachliche wie soziale Netzwerke aufgebaut, die halten – oft über lange Zeiträume hinweg.
Und natürlich profitieren auch die NutzerInnen von den Projekten, da die erschaffenen Gebäude und gestalteten Räume die vorher formulierten Bedürfnisse befriedigen – das ist zumindest die Hoffnung. Um keine „weißen Elefanten“ zu produzieren – also Projekte, die vielleicht hübsch aussehen, aber keinem nutzen –, müssen diese vorab ermittelten Bedürfnisse in räumlichen Bedarf übersetzt werden. Um positiv zu wirken, ist sicherzustellen, dass die spätere Nutzung organisiert und strukturiert wird. Dazu bedarf es einer guten Kommunikation, die aufgrund der unterschiedlichen Sprachen sowie der unterschiedlichen kulturellen Kontexte sehr anspruchsvoll ist. Organisationen wie die lokale NGO CAMPO, die das Projekt in Quiané unterstützt, nehmen deshalb eine Schlüsselstellung ein. Sie sind die Moderatoren zwischen den Kulturen, die Übersetzer von Bedürfnis in Bedarf, die Wegbereiter für eine ökologische und soziale Agenda, und sie setzen sich dafür ein, dass die Räume nach Fertigstellung und Abreise der Studierenden auch ihrer Bestimmung entsprechend genutzt und instandgehalten werden. Doch es bleibt festzustellen: Die Gebäude gehen in den Besitz der Bauherren über, und letztendlich liegt es in deren Hand, was damit passiert.
Ferner profitieren auch die Geldgeber respektive Sponsoren, da sie bei einem gelungenen Projekt ihr soziales, kulturelles, ökologisches oder anderweitiges Engagement dokumentieren und über das Projekt genannt werden.
Und auch die Hochschule profitiert, da die Projekte eine äußerst positive Außenwirkung erzeugen – in Gestalt von Preisen, Ausstellungen, Publikationen und Vorträgen auf Symposien und Konferenzen.
Last but not least profitieren auch die Lehrenden, da die Arbeit mit engagierten Studierenden, die einen extremen fachlichen wie überfachlichen Kompetenzgewinn in kurzer Zeit erleben, sowie die Auseinandersetzung mit Menschen aus einem völlig anderen Kulturkreis einfach sinnhaft ist – und Spaß macht.