About DesignBuild

Hier erfährst Du mehr über die Lehrform DesignBuild und ihre Besonderheiten.

Was ist DesignBuild?

DesignBuild bezeichnet ein Verfahren aus der freien Wirtschaft, bei dem Herstellung und Planung eines Produkts in der Hand eines Unternehmens liegen. In der Architekturlehre wird der Begriff DesignBuild für Projekte verwendet, die nicht nur im theoretischen Raum bleiben, sondern eine reelle Aufgabe, einen Bauherren und ein Budget haben. Es handelt sich um Projekte, die in einem begrenzten Zeitrahmen durch Studierende innerhalb ihrer Ausbildung entwickelt und von ihnen eigenhändig realisiert werden. 
Als Ergebnis entstehen Räume, die die Partner vor Ort in ihren langfristigen Vorhaben unterstützen und in denen die Menschen lehren, lernen, arbeiten entspannen – kurzum: leben – können. Die Gebäude dienen oft als Vorbild für nachhaltiges Bauen mit lokalen Baustoffen und Bauweisen.
Ebenso wichtig wie das reale Gebäude ist aber auch der Prozess bis dahin: Die Studierenden erleben die Notwendigkeit einer präzisen Planung, die Erfolg oder Scheitern unmittelbar sichtbar macht. Sie erfahren ihren zukünftigen Beruf als Gesamtheit und nehmen wahr, dass sie als Gemeinschaft etwas erreichen, was weit über die Summe der Möglichkeiten eines Einzelnen hinausgeht.

Wer macht DesignBuild?

An verschiedenen Hochschulen und Universitäten weltweit werden DesignBuild-Projekte in unterschiedlichen Formaten angeboten. Ein (nicht auf Vollständigkeit zielender) Überblick kann auf der Plattform http://www.dbxchange.eu/ gewonnen werden.
An der Hochschule München führte Markus Dobmeier 2013 und 2014 bereits Projekte im südafrikanischen Mzamba in Bachelor-Studiengang Architektur durch. Das gesamtheitliche Projektstudium über zwei Fakultäten – Architektur und Bauingenieurwesen –, bei dem die Studierenden nicht nur den Entwurf und die Realisierung, sondern auch die gesamte Kommunikations-, Reise-, Werkzeug-, Gesundheits- und Baustellenlogistik, die Bauleitung und das Kostenmanagement übernehmen sowie im Funding mitwirken und im darauffolgenden Semester das Projekt evaluieren und dokumentieren, führte Ursula Hartig 2017 an der Hochschule München ein. Drei Projekte – das Kulturzentrum Chamanga in Ecuador und die zwei Phasen des Zentrums für Kultur und Ökologie in Quiané, Mexiko – wurden seitdem erfolgreich durchgeführt. Die Projektreihe ist damit leider beendet.

Was ist die Zukunft von DesignBuild?

Ungefähr zeitgleich starteten vor 20 Jahren an der TU Wien und der TU Berlin DesignBuild-Projekte. Da der Begriff damals noch nicht etabliert war, hießen sie „Praxisprojekt“, „1zu1“ oder ähnlich. Seither hat sich DesignBuild im internationalen Rahmen zu einer Lehrmethode entwickelt, die an immer mehr Hochschulen angeboten wird. Symposien und Ausstellungen wie Experience in Aktion, DesignBuild in der Architektur (Architekturmuseum der TUM, Sommer 2020) tun ihr Übriges, um diese Art der Lehre weiter bekannt zu machen und zu fördern. Wenn es nach den Studierenden ginge, würden noch wesentlich mehr DesignBuild-Projekte angeboten. Schwierigkeiten bei der Einbettung in das Curriculum der Hochschulen, die momentane Ausrichtung auf eine digitale Agenda sowie der nicht unerhebliche Mehraufwand bei den Lehrenden sorgen jedoch dafür, dass nur wenige Universitäten und Hochschulen DesignBuild als festen Bestandteil in der Lehre verankern und unterstützen.

Die Studierenden der Hochschule München kämpfen derzeit für eine dauerhafte Etablierung dieser effizienten Lehrmethode, und es bleibt zu hoffen, dass DesignBuild-Projekte weiterhin nicht nur als singuläre Lehrveranstaltungen durchgeführt werden, sondern zu einem festen Bestandteil im Lehrplan werden. Wie sich dieses Lehrformat allerdings in Zeiten von Covid-19 entwickelt, ist noch nicht absehbar.

Was muss ich als Studierender mitbringen?

Jede/r Studierende kann an DesignBuild-Projekten teilnehmen.
Zielführend sind Leistungsbereitschaft, Neugierde, Teamfähigkeit und Glück bei der Online-Wahl – alles andere kommt mit der Arbeit. Die Projektleitung muss sicherstellen, dass alle nötige Kompetenzen vorhanden sind, um ein Gebäude in kurzen drei Monaten mit allen Details zu planen und zu berechnen sowie in fünf Wochen zu bauen. Da die Studierenden den Kurs wählen und nicht die Projektleitung die Studierenden (am FK 01), bleibt eine „Wunschliste“ der Kenntnisse und Kompetenzen der TeilnehmerInnen eben eine Wunschliste. Sind die nötigen Kompetenzen im Team nicht vorhanden, müssen sie extern „zugekauft“ werden, wie z. B. handwerkliches Können oder Sprachkenntnisse. Aber WENN es die/den WunschkandidatIn geben würde, wäre es ein/e Studierende/r, der/die exzellent im Entwurf ist, Kenntnisse in der Detailplanung sowie eine handwerkliche Ausbildung besitzt, sich fließend in der Landessprache verständigen kann, Organisations- und Managementqualitäten mitbringt, verlässlich, ehrlich, teamfähig, physisch und psychisch belastbar ist sowie mit einem freundlichen Charakter und viel Humor ausgestattet ist. Wenn er/sie dann auch noch alles isst, ist er/die WunschkandidatIn perfekt.

Was ist der Unterschied zu herkömmlichen Projekten an der Hochschule München?

Die DesignBuild-Projekte, die in den letzten drei Jahren an der Hochschule München durchgeführt wurden, waren als „Entwurfsstudios“ Teil des Lehrplans im Masterstudium Architektur. Die Studierenden bekamen dafür 15 ECTS-Punkte angerechnet, wie auch in den anderen Studios. Der Unterschied der DesignBuild-Studios ist, dass ein weiteres Fach hinzugerechnet wurde – ein „Fachprojekt“ mit 5 ECTS-Punkten, das den großen Zeitaufwand, das tiefe Eintauchen in die baukonstruktive Detaillierung sowie in die Bauablaufplanung und Mengen- und Kostenberechnung abbildet. Weiterer Unterschied ist, dass sich das Team aus Studierenden der Architektur (75 %) und des Bauingenieurwesens (25 %) zusammensetzt und interdisziplinär arbeitet und betreut wird.
Im Studium des Bauingenieurwesens zählt das Projekt als „Interdisziplinäre wissenschaftliche Projektarbeit“ und wird mit 7 ECTS-Punkten vergütet. Diese Vergütung steht in einem extremen Missverhältnis zu den anrechenbaren Leistungen des Architekturstudiums, da das Arbeitspensum durchaus vergleichbar ist, konnte aber aufgrund der Studienprüfungsordnung nicht anders organisiert werden.
Der größte Unterschied allerding ist, dass es sich um ein reelles Projekt handelt, mit NutzerInnen, mit denen verhandelt werden muss, mit einem Budget und einem Zeitrahmen, die eingehalten werden müssen, und dass schließlich das Geplante realisiert wird – und zwar eigenhändig durch die Studierenden selbst, die auch das Baustellenmanagement weitgehend übernehmen.

Was ist der Unterschied von DesignBuild gegenüber einem klassischen Projekt?

DesignBuild könnte im Deutschen mit „Generalunternehmertum“ übersetzt werden: Im DesignBuild liegen der Entwurf und der Bau in einer Hand. Im akademischen DesignBuild kommt meistens noch dazu, dass auch ein Teil der Finanzierung durch das Studio selbst eingeworben wird und die Leistungen pro bono erbracht werden. Der große Vorteil ist, dass das Projekt von der ersten Idee bis zur Übergabe durch den/die EntwerferIn/ErbauerIn begleitet werden kann. Die meisten DesignBuild-Initiativen basieren auf einer sozialen Agenda, die eine Nutzergruppe unterstützt, die sonst keinen Zugang zu einem angemessenen Gebäude, geschweige denn zu einer architektonischen Leistung hat. Sie fördern dadurch Kultur, Ausbildung, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit und mehr.
Aufgrund der Umsetzung des Entwurfs in die Praxis müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Neben den gestalterischen, ökologischen, ökonomischen, technischen, funktionalen und sozialen Fragen sowie solchen, die den Entwurf und seine Ausarbeitung in der Planung bestimmen, muss auch der Prozess im Sinne der Co-Produktion kontrolliert werden. Interkulturelle Kommunikation, Managementfähigkeiten, Zeit- und Kostenkontrolle, aber auch Teamwork und Führungsqualitäten werden als Kompetenzen gefragt und gebildet.

Wie kann ich Sponsor werden?

Einfach Kontakt mit den Projektleitungen aufnehmen.

Wie kann ich mich als Studierende/r in ein DesignBuild-Projekt einbringen?

Teamarbeit ist der Schlüssel zu einem gelingenden Projekt. In einem Team von 20 Studierenden ist eine Vielzahl an Kompetenzen vorhanden. Diese sollten im besten Fall strukturiert und effizient Einsatz finden. Die Fähigkeiten, die jede/r mitbringt, müssen auch der Gruppe bekannt sein und am richtigen Platz eingesetzt werden. Jemand mit Kenntnissen der Landessprache z. B. eignet sich dazu, mit den Bauherren zu kommunizieren oder Einkäufe zu tätigen. Diese Kenntnisse sollten natürlich auch an die anderen Teammitglieder weitergegeben werden. Ein/e Studierende/r, die/der vor dem Studium ein Handwerk gelernt hat, wird idealerweise die Ausführung anleiten und in den Umgang mit Maschinen einführen. Durch eine Umfrage am Anfang wird festgestellt, welche Kenntnisse und Fähigkeiten aus der Gruppe selbst herauskommen und – was vielleicht noch wichtiger ist– was die einzelnen Studierenden lernen wollen. Die Aufteilung der weiteren Arbeiten stellt dann sicher, dass jede/r Einzelne aus dem Team möglichst alle Arbeiten übernimmt: von der Recherche über den Entwurf, die Ausführungsplanung, die Mengen- und Kostenberechnung bis hin zur Ausführungsanleitung. Auf der Baustelle achten die BauleiterInnen darauf, dass jede/r Studierende bei unterschiedlichen Gewerken mitarbeiten kann. Bei diesen Projekten erlebt jede/r Beteiligte, dass die Teammitglieder mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen als Gemeinschaft etwas bewirken, was weit über die Summe der Möglichkeiten eines Einzelnen hinausgeht.

Wie kann ich teilnehmen?

Leider ist die am Fachgebiet Planen und Bauen im Globalen Kontext durchgeführte DesignBuild-Reihe an der Hochschule München beendet – weitere Projekte sind vorerst nicht geplant. Auf der internationalen Plattform https://www.dbxchange.eu/ sind viele Hochschulen und Universitäten verzeichnet, die DesignBuild-Projekte anbieten oder angeboten haben.
Eine Durchsicht hier hilft vielleicht weiter. Aber: Es hängt auch von euch ab! Fragt nach, werdet aktiv, nehmt die studentische Mitbestimmung wahr. Versucht eure Interessen an der Hochschule zu adressieren!

Wer profitiert von den Projekten?

In erster Linie profitieren die Studierenden von der Teilnahme an einem DesignBuild-Projekt. Leider wird diese Tatsache oft von den Studierenden selbst so nicht gesehen, während auch von außen das Etikett „Entwicklungshilfe“ über die Projekte, die oft in Ländern des globalen Südens verortet sind, gestülpt wird.
Akademisches DesignBuild dient in erster Linie der Ausbildung in der Architektur und im Bauingenieurwesen. Dazu gehört auch, sich selbst als Handelnde/r in einem sozioökonomischen Umfeld zu betrachten, das historisch von großen Ungleichheiten geprägt ist. Ein Bewusstsein für die Relevanz der eigenen Arbeit im Kontext einer sozialen, ökonomisch gerechten und ökologischen Gestaltung der Umwelt zu bekommen, ist das erklärte Ziel für mich als Professorin, auch unabhängig vom Lehrformat DesignBuild. Bei der Anwendung des Erlernten mit wirklichen NutzerInnen und BauherrInnen in einem ökonomisch schwierigen Umfeld, in einer anderen Klimazone, mit einem knappen Budget und einem wirklichen Eintauchen in die Lebenssituation vor Ort wird diese Auseinandersetzung in seiner Wirkung am eigenen Leib erlebt. Nicht zuletzt werden durch die Projekte fachliche wie soziale Netzwerke aufgebaut, die halten – oft über lange Zeiträume hinweg.

Und natürlich profitieren auch die NutzerInnen von den Projekten, da die erschaffenen Gebäude und gestalteten Räume die vorher formulierten Bedürfnisse befriedigen – das ist zumindest die Hoffnung. Um keine „weißen Elefanten“ zu produzieren – also Projekte, die vielleicht hübsch aussehen, aber keinem nutzen –, müssen diese vorab ermittelten Bedürfnisse in räumlichen Bedarf übersetzt werden. Um positiv zu wirken, ist sicherzustellen, dass die spätere Nutzung organisiert und strukturiert wird. Dazu bedarf es einer guten Kommunikation, die aufgrund der unterschiedlichen Sprachen sowie der unterschiedlichen kulturellen Kontexte sehr anspruchsvoll ist. Organisationen wie die lokale NGO CAMPO, die das Projekt in Quiané unterstützt, nehmen deshalb eine Schlüsselstellung ein. Sie sind die Moderatoren zwischen den Kulturen, die Übersetzer von Bedürfnis in Bedarf, die Wegbereiter für eine ökologische und soziale Agenda, und sie setzen sich dafür ein, dass die Räume nach Fertigstellung und Abreise der Studierenden auch ihrer Bestimmung entsprechend genutzt und instandgehalten werden. Doch es bleibt festzustellen: Die Gebäude gehen in den Besitz der Bauherren über, und letztendlich liegt es in deren Hand, was damit passiert. 

Ferner profitieren auch die Geldgeber respektive Sponsoren, da sie bei einem gelungenen Projekt ihr soziales, kulturelles, ökologisches oder anderweitiges Engagement dokumentieren und über das Projekt genannt werden. 

 Und auch die Hochschule profitiert, da die Projekte eine äußerst positive Außenwirkung erzeugen – in Gestalt von Preisen, Ausstellungen, Publikationen und Vorträgen auf Symposien und Konferenzen. 

 Last but not least profitieren auch die Lehrenden, da die Arbeit mit engagierten Studierenden, die einen extremen fachlichen wie überfachlichen Kompetenzgewinn in kurzer Zeit erleben, sowie die Auseinandersetzung mit Menschen aus einem völlig anderen Kulturkreis einfach sinnhaft ist – und Spaß macht. 

Sind die Projekte nachhaltig?

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Kriterium für die DesignBuild-Projekte. Sie zeichnet sich auf verschiedenen Ebenen ab und beginnt mit der Projektauswahl. Am Beispiel Mexiko bedeutete dies: Über den lokalen Kooperationspartner, die NGO CAMPO, die selbst eine streng ökologische Agenda hat, werden Projekte vorgeschlagen. Diese haben den Anspruch, die soziale, ökonomische, kulturelle und ökologische Entwicklung der meist ländlichen Gemeinden zu fördern. Weitere Kriterien sind Gesundheit sowie die Rechte von Frauen und der indigenen Bevölkerung. Wir setzten voraus, dass die Projektvorschläge relevant sind, da wir als Kulturexterne nicht die Möglichkeit hatten, dies im Vorfeld zu überprüfen. CAMPO kennt die EntscheidungsträgerInnen in diesen Gemeinschaften, kann aber auch die wichtigen AkteurInnen identifizieren – und nicht immer sind diese Gruppe deckungsgleich.
Auch wenn die BauherrInnen und NutzerInnen letztendlich entscheiden, ob die Projekte nachhaltig genutzt werden, ist es Aufgabe des DesignBuild-Teams sicherzustellen, dass die Gebäude angemessen sind und in Form und Konstruktion akzeptiert werden. Unter diesen Umständen eine ökologisch nachhaltige Agenda durchzusetzen, ist nicht immer einfach, da die in unseren Augen nachhaltigen (oft traditionellen) Techniken und Materialien bei den Gemeinden oft als minderwertig eingestuft werden. Die Gebäude müssen also modern, langlebig und qualitätvoll sein, damit sie auch wirklich genutzt werden. Und sie müssen auch mit machbarem Aufwand instandgehalten werden können – eine weitere Herausforderung, da Instandhaltung kulturell wenig etabliert ist. Auch hier nimmt CAMPO eine Schlüsselstellung ein, da sie sowohl das nötige Know-how liefern als auch eine moralische Instanz im Hintergrund bilden. .

Wo und wie kann ich auf Projekte aufmerksam werden?

Die erste und einzige DesignBuild-Plattform ist https://www.dbxchange.eu/ .
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